Übergabe Buch „Die Bundeswehr in Kempten/Allgäu 1956 bis 2016
60 Jahre Bundeswehr in einer über 200 Jahre alten Militärgarnison sind wahrlich Anlass dieses schriftlich zu dokumentieren. Der Verein hat nunmehr für den Verein, die Stadt und auch zur sonstigen Dokumentation für die Bundeswehr, ein kleines Buch, dabei doch das Wesentliche erfasst, zur „Geschichte der Bundeswehr in Kempten von 1956 bis 2016“ erstellt. Neben der Dokumentation soll dieses auch an die Geschichte der Bundeswehr in der
Stadt erinnern. Das Buch wurde durch den Vorstand am 23.10.2019 in der Schrannenhalle im Rathaus von Kempten im Rahmen eines offiziellen Pressetermins an den Oberbürgermeister der Stadt, Herrn Thomas Kiechle, in Anwesenheit von geladenen Gästen übergeben. Der Oberbürgermeister begrüßte die Anwesenden und dankte dem Verein für seine wertvolle Arbeit zur Dokumentation eines Teils der Stadtgeschichte. Danach bedankte sich der Präsident (1. Vorsitzende) des Vereins, Herr Helmut Hitscherich, beim Oberbürgermeister und den Vertretern des Kulturamtes, dass die Bundeswehr in Kempten eines von 100 Themen im neuen Kemptener Museum sein wird und die Geschichte der Bundeswehr auch dadurch angemessen zukünftig in Erinnerung bleibt. Er verband damit auch die Hoffnung, dass weiteres an die Bundeswehr erinnerndes wie der Turm in der ehemaligen Artilleriekaserne, Gedenktafeln, Skulpturen wie „das steinerne Artilleriezugpferd“ erhalten werden könnten. Anschließend wurde das Wort an den Autor des Buches, den Schriftführer des Vereins, Herrn Dieter Tielmann, übergeben. Herr Tielmann berichtete, dass
er ja bereits zur Auflösung des Gebirgssanitätsregimentes 42 „Allgäu“ und zeitgleichen Auflösung des Bundeswehrstandortes Kempten zum 30.06.2016 eine sehr umfassende Chronik zum Regiment, dessen geschichtlicher Dokumentation und zur Übergabe u. a. auch an die Stadt erstellt habe. Dieses läge nun schon über 3 Jahre zurück. Bereits damals habe er auch schon erste Gedanken zur Erstellung eines Buches zur Geschichte der Bundeswehr
in Kempten gehabt. In mehreren Gesprächen des Vereinsvorstandes mit dem Leiter des Kulturamtes und der Leiterin der städtischen Museen zum Thema Präsentation der Bundeswehr im zukünftig neuen Museum, sei letztlich der Entschluss gereift, keine umfassende Chronik, sondern ein kleines Buch zu erstellen. Einerseits doch so informativ,
dass dieses zu Dokumentationszwecken, als auch im städtischen Museum in der Leserecke, sowie in der Stadtbücherei, Interessierte ansprechen würde. Auf vieles habe er bereits zurückgreifen können. Auf Chroniken ehemaliger Verbände und Truppenteile, Standortbroschüren, die bereits 1958 erschienene Broschüre „Deutsche Garnisonen –
Kempten 1958“, auf Informationen aus dem Stadtarchiv, dem Bundesarchiv in Freiburg, dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam, sowie weitere Quellen.
Auszug aus der Originalrede:
„Zusammenfassend kann man für Kempten als Bundeswehrstandort sagen:
In Kempten waren sehr viele Truppenteilen und Dienststellen stationiert, viel mehr als heute noch in Erinnerung sind.
Den Anfang machte am 01.07.1956 für die militärischen Truppenteile und Dienststellen zunächst ein Standortoffizier, sowie für die Dienststellen der zivilen Wehrverwaltung eine Verwaltungsstelle. Diese mussten in sehr kurzer Zeit die Grundlagen für die Stationierung der nachfolgenden Truppenteile, Dienststellen, Einrichtungen und Behörden legen.
Kempten war gerade in der Zeit der Aufstellung der Bundeswehr ein wichtiger Standort für die Bundeswehr.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfügte Kempten mit der Prinz Franz Kaserne und mit der ehemaligen Scharnhorst-Kaserne, die dann für die Bundeswehr die Bezeichnung Artilleriekaserne erhielt, noch über eine so ausreichende Infrastruktur, dass in den Jahren von 1956 bis 1962 viele Truppenteile zunächst mit einem kleinen Kader an Soldaten und noch wenigen Fahrzeugen, Gerät und Material dort aufgestellt wurden. Kurze Zeit später wurden diese in andere Standorte verlegt, in denen durch Neubau oder größerer Sanierung von Kasernen die notwendige Infrastruktur erst geschaffen werden mussten.
In Kempten waren Truppenteile, Dienststellen und Einrichtungen nahezu aller Truppengattungen des Heeres, der Luftwaffe und des Sanitätsdienstes, mit Ausnahme der Marine, sowie der Wehrverwaltung.
Am 16.07.1956 traf als erstes ein Vorkommando eines Panzergrenadierbataillons in der Prinz Franz Kaserne ein, aus denen dann kurze Zeit später Luftlandejäger, bzw. Fallschirmjäger wurden. Rasch darauf folgten Fallschirmpioniere, Luftlandepioniere, Flugabwehr- bzw. Flugabwehrraketensoldaten, Versorgungstruppen, Sanitätstruppen, Sanitätseinrichtungen, Ausbildungstruppenteile bzw. Einrichtungen, Kommandos zur Regelung von Standort- und Verteidigungskreisangelegenheiten, sowie Dienststellen und Behörden der Wehrverwaltung zur Versorgung der Truppe, der Verwaltung der Bundeswehrliegenschaften im Standort und standortnahen Bereich, als auch zur Musterung
und Einberufung von Wehrpflichtigen, sowie Gewinnung von Zeitsoldaten, einschließlich einer Bundeswehrfachschule.
Kempten war von Anfang an ein wichtiger Standort für den Sanitätsdienst der Bundeswehr.
Sanitätsdienst war von Anfang an mit einem Standortlazarett, später Bundeswehrlazarett, für kurze Zeit mit einer Luftlandesanitätskompanie, mit einer Krankenkraftwagenkompanie, einem Feldlazarett und einem Chirurgischen Lazarett, vertreten. Kurze Zeit später folgte 1962 die Verlegung eines Gebirgssanitätsbataillons von Degerndorf in
Oberbayern nach Kempten in die Artilleriekaserne, nur 3 Jahre später 1965 zusätzlich die Aufstellung eines weiteren Sanitätsbataillons in der Prinz Franz Kaserne und 1970 die Aufwertung des Bundeswehrlazarettes am Haubensteigweg in ein Bundeswehrkrankenhaus.
Kempten seit 1919/1920 auch als „Wiege der neuen deutschen Gebirgstruppe bezeichnet“, war ab 1956 wieder ein Standort für die Gebirgstruppe.
Jedoch nicht mit Gebirgsjägern. Als erster größerer gebirgsspezifischer Truppenteil war dieses ein Versorgungsbataillon. Dieses wurde zunächst in Mittenwald aufgestellt und war der 1. Gebirgsdivision mit Sitz in Garmisch-Partenkirchen unterstellt. Mit der Verlegung 1959 nach Kempten wurde es zugleich auch in Gebirgsversorgungsbataillon umbenannt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch das Edelweiß der Gebirgstruppe wieder auf den Feldmützen bzw. Bergmützen der Soldaten allgegenwärtig in Kempten. Auf das ab 1962 in
Kempten stationierte Gebirgssanitätsbataillon folgte 1970 ein von Calw im Schwarzwald nach Kempten verlegtes Fallschirmartilleriebataillon, bei gleichzeitiger Umbenennung und Umstrukturierung in ein Gebirgsartilleriebataillon. Beide Bataillone gehörten lange Jahre zu den größten Truppenteilen der 1. Gebirgsdivision und zu diesem Zeitpunkt bereits auch schon zu den ältesten bestehenden Truppenteilen der Bundeswehr.
Kempten hat aus den beiden prägenden Truppenteilen, den Gebirgsartilleristen und den Gebirgssanitätern, einen späteren Generalinspekteur der Bundeswehr und Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr hervorgebracht.
Auch dieses kann nicht jeder Bundeswehrstandort für sich in Anspruch nehmen.
Kempten war zeitweise mit über 1.500 Soldatinnen und Soldaten, sowie über 500 Beamtinnen und Beamten, zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, viele Jahre lang einer der größten bayerischen Bundeswehrstandorte.
Die Bundeswehr war dadurch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt.
Das Verhältnis Stadt und Bundeswehr hätte nicht besser sein können.
Dieses war stets von harmonischen Miteinander, gegenseitigem Respekt und freundschaftlichen Kontakten und Bindungen geprägt.
All dieses habe ich versucht in diesem kleinen Buch zu dokumentieren.
Dazu gehören auch eine Auflistung aller ehemaligen Truppenteile, Dienststellen,
Einrichtungen und Behörden, sowie deren Zuordnung zu den genutzten Liegenschaften der
Bundeswehr in der Stadt.
Des Weiteren habe ich einige die Bundeswehr in Kempten prägende Truppenteile, Dienststellen und Einrichtungen, Ereignisse aus dieser Zeit, sowie die abschließende Auflösung dieser und des Bundeswehrstandortes, näher beschreiben.
Das kleine Buch wird neben Dokumentationszwecken auch dazu beitragen können, dass die Geschichte der Bundeswehr noch länger in Erinnerung bleibt. Auch wird dieses, wie mir das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften in Potsdam bereits bestätigte, Lücken in der dort gerade im Aufbau befindlichen Standortdatenbank schließen bzw. bisher unklares näher beschreiben können. Auch in so fern hat sich die Arbeit an diesem Buch gelohnt. Auch wenn es bei aller Sorgfalt die ein- oder andere Lücke noch geben wird.
Ich wünsche allen Lesern viel Freude beim Einblick in die Bundeswehr in Kempten.
Dank möchte ich an dieser Stelle all denen aussprechen, die die Erstellung des Buches unterstützt und gefördert haben. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Foto- und sonstigen Bildmaterial sowie der Genehmigung dieses auch zu verwenden. Hier möchte ich neben der Stadt Kempten mit dem Herrn Oberbürgermeister, dem Stadtarchiv, vor allem
auch die Allgäuer Zeitung, hier besonders den langjährigen engen Begleiter der Bundeswehr in Kempten, Herrn Ralf Lienert, sowie die Vorstandskollegen im Traditionsverband, erwähnen. Lieber Ralf ohne deine schönen Fotos wäre das Buch nicht halb so viel wert. Und selbstverständlich erwähne ich auch die Zeitung Kreisbote Kempten mit ihren schönen Fotos und Berichte zur Bundeswehr in Kempten.“
Die Zeitung der Kreisbote Kempten berichtete in der Ausgabe vom 30.10.2019 wie folgt: